Autor: hk

Unna: Beringungsdaten Steinkauz – 13.10.2022 (H. Knüwer)

Nördlich von Hemmerde hat in diesem Jahr ein Steinkauzpaar in einem Schuppen gebrütet. Einer der beiden Altvögel war beringt und die Ringnummer konnte abgelesen werden (s. die Meldung: https://www.oagkreisunna.de/2022/06/30/unna-neuntoeter-und-steinkauz-am-30-06-2022-h-knuewer/). Wie die Vogelwarte Helgoland nun mitgeteilt hat, wurde dieser Steinkauz Ende Mai 2020 als Nestling rund 2 km nordöstlich vom Ableseort beringt.

Fröndenberg: Beobachtungen zur Zugzeit (Strickherdicker Feldflur und „Große Wand“) in der zweiten September-Hälfte 2022 (H. Knüwer)

Nach den Ergebnissen sporadischer Beobachtungen in den oben genannten Bereichen scheint der Höhepunkt des Rauschwalbenzuges bereits überschritten zu sein. Am 22.09. zogen massenhaft Rauchschwalben durch; in drei Stunden allein 2500 in der Strickherdicker Feldlflur. Seitdem sieht man nur noch gelegentlich ziehende Rauchschwalben. Ganz anders stellt sich die Situation bei anderen Arten dar. Richtiger Zug von Feldlerchen, Heidelerchen und Buchfinken, ebenso von Ringeltauben war bislang noch nicht festzustellen. Auch gelangen noch keine Beobachtungen von Kornweihen, ziehenden Wacholder- und Rotdrosseln oder Bergfinken. Lediglich kleinere Trupps Erlenzeisige scheinen die hiesige Gegend erreicht zu haben. Bislang blieben auch die Anzahlen beobachteter Eichelhäher auf einem niedrigen Niveau. Einen massiven Einflug dieser Vogelart, wie in den letzten beiden Jahren, scheint es in diesem Jahr trotz reichlicher Eichelmast nicht zu geben. Ein Grund für das insgesamt (noch) verhaltene Zuggeschehen dürfte in den noch immer hohen Temperaturen bestehen. Erst wenn die Temperaturen deutlich fallen, ist mit einer Steigerung der Zugintensität zu rechnen.

Ergebnise der Vogelbeobachtungen an zwei Standorten in Fröndenberg
Ergebnisse der Zählungen in der zweiten Septemberhälfte (Tab. H. Knüwer)

Fröndenberg: Kanadagans, Pfeifente, Krickente, Bekassine, Alpenstrandläufer, Rohrammer u.a.m. am 19.09. 2022 (H. Knüwer; zeitweilig mit B. Nikula)

Gestern (19.09.) fiel in der Kiebitzwiese – zunächst B. Nikula, dann auch mir – eine auffällige Kanadagans auf. Sie war deutlich kleiner, dunkler und mit einem andersartigen Kopfprofil (steilere Stirn) versehen als die übrigen Kanadagänse. Die kleine Gans hatte Ähnlichkeit mit einer Zwergkanadagans, die in der Systematik als eigene Art von der Kanadagans abgetrennt worden ist. Zu den Belegfotos äußerte sich Axel Müller (Lippetal) dahingehend, dass wegen der zahlreichen Unterarten beider Arten mit einer großen Variationsbreite innerhalb beider „Arten“ eine sichere Trennung häufig kaum möglich sei. Einige Merkmale des gezeigten Vogels deuten zwar auf eine mögliche Zwergkanadagans, doch sei eine sichere Bestimmung anhand der Fotos nicht möglich. Außerdem komme es gar nicht selten zu Hybridisierungen zwischen beiden Arten und/oder zur Vermischung verschiedener Unterarten. Im Feld fielen solche Hybriden zwischen den Unterarten der Kanadagans oder mit der als Art definierten Zwergkanadagans oft gar nicht auf. Insofern ist eine eindeutige Zuordnung der beobachteten kleinen Gans nicht möglich.

Es bleibt also bei einer „kleinen“ Kanadagans.

Außerdem waren vom Aussichtshügel aus u.a. zu sehen: 2 Pfeifenten (1:1), 4 Krickenten, 4 Lachmöwen, 1 Alpenstrandläufer, 5 Bekassinen, 2 Eisvögel, 1 Gartenrotschwanz, 2 Grauschnäpper, 1 Braunkehlchen, 2 Zilpzalpe, mind. 5 Rohrammern, 2 Turmfalken, 3 Mäusebussarde und 1 Sperber (dj. W.).

Kleine Kanadagans auf der Kiebitzwiese am 19.09.2022
Im Vergleich ist der Größenunterschied zwischen den beiden Kanadagänsen deutlich zu erkennen. Das Gefieder ist bei der kleineren Gans (rechts) deutlich dunkler. (Foto: H. Knüwer)
Kleine Kanadagans auf der Kiebitzwiese am 19.09.2022
Der Vogel hat auch einen vergleichsweise kürzeren Hals und auch das Kopfprofil unterscheidet sich von dem der anderen anwesenden Kanadagänse. (Foto: H. Knüwer)
Rabenkrähe und Sperberweibchen (Jungvogel) lieferten sich spielerische Verfolgungsflüge über der Kiebitzwiese. (Foto: H. Knüwer)
Auch wenn es den Anschein hat, solche Manöver stellen keine ernst gemeinten Beuteflüge dar. Derartige Attacken dienen eher dazu, die Geschicklichkeit bei der Jagd auf Beutetiere passender Größe zu verbessern. (Foto: H. Knüwer)

Fröndenberg: Zugvogelbeobachtung mit u.a. Goldregenpfeifern am 15.09.2022 (H. Knüwer)

Während einer morgendlichen Zugvogelbeobachtung (7.00 – 10.00 Uhr) im Bereich der Großen Wand kamen folgende Anzahlen zustande:

Nilgans 8 (6 u.2), Goldregenpfeifer 2 (ziehend), Rotmilan 4 (2ad, 2dj), Mäusebussard 2, Sperber 3 (2dj W, 1dj M), Baumfalke 1 (ad), Grünspecht 1, Eichelhäher 1, Ringeltaube ca. 30, Star ca. 60, Bachstelze mind. 28 (teils ziehend), Schafstelze mind. 88 (teils ziehend), Rauchschwalbe 178 (stetiger Zug), Uferschwalbe 2 (ziehend), Mehlschwalbe 1 (ziehend), Wiesenpieper 4, Bluthänfling ca. 400 (einzelne Trupps ziehend), Feldlerche 1

Schon früh setzte bei bedecktem Himmel stetiger Zug von Rauchschwalben ein. Auch im Anschluss war bei dieser Art intensiver Zug festzustellen. Die Hänflinge hatten sich bereits in sehr großen Trupps zusammengefunden und frequentierten immer wieder ein abgeerntetes Rapsstoppelfeld mit Grünaufschlag. Dieses Feld mit seinen zahlreichen Vögeln (insbesondere Stelzen, Hänflinge) war dann auch für drei Sperber und einen Baumfalken attraktiv. Alle versuchten wiederholt, einen der zahlreichen Kleinvögel zu erbeuten.

Ausschnitt aus einem großen Schwarm Bluthänflinge am 15.09.2022
Ausschnitt aus einem großen Schwarm Bluthänflinge am 15.09.2022; auf dem Foto sind allein 266 Vögel abgebildet. (Foto: H. Knüwer)
Diesjähriges Sperbermännchen am 15.09.2022
Diesjähriges Sperbermännchen am 15.09.2022 (Foto: H. Knüwer)
Rotmilan sucht einen nassen Acker ab, auf dem später zu Fuß Regenwürmer abgelesen wurden. 15.09.2022
Rotmilan sucht einen nassen Acker ab, auf dem später zu Fuß Regenwürmer abgelesen wurden. 15.09.2022 (Foto: H. Knüwer)
Eine dieser „feldernden“ Haustauben war künstlich eingefärbt worden. Hierfür verwenden Taubenhalter vorwiegend Viehkennzeichnungssprays. Man glaubt, dass insbesondere Wanderfalken durch das Rot als Schockfarbe davon abgehalten werden, eingefärbte Tauben zu erbeuten. (Foto: H. Knüwer)

Unna: Gartenrotschwanz, Hohltaube und Baumfalke am 14.08./17.08.2022 (H. Knüwer)

Am 14.08. in den Hemmerder Wiesen ein rastender Gartenrotschwanz. Dort heute u.a. mind. drei Hohltauben sowie ein jagender Baumfalke. Bei dem Baumfalken ist interessant, dass der Vogel bereits Teile des Kleingefieders sowie die Handschwingen 4-5 erneuert hat. Die Oberseite wirkt bräunlich geschuppt. Da ältere Baumfalken das Großgefieder im Winterquartier, nicht aber zur Brutzeit erneuern, ist davon auszugehen, dass der Vogel vermutlich noch recht jung ist (K2, K3?). Unter Brutvögeln befinden sich (laut Baumfalken-Monographie von D. Fiuczynski) nur äußerst selten zweijährige Baumfalken. Es ist deshalb wahrscheinlich, dass es sich wohl nicht um einen ansässigen Brutvogel gehandelt hat.

rastender Gartenrotschwanz in den Hemmerder Wiesen am 14.08.2022
rastender Gartenrotschwanz in den Hemmerder Wiesen am 14.08.2022 (Foto: H. Knüwer)
Beim Baumfalken beginnt die Handschwingenmauser nicht mit der ersten (inneren) Handschwinge, sondern mit der vierten und setzt sich nach außen fort (Bild links). Teile der Schulterfedern, des Vorderrückens und der Oberschwanzdecken sind ebenfalls erneuert, während der Rest der Oberseite bräunlich geschuppt aussieht (Bild rechts). (Fotos: H. Knüwer)

Unna / Fröndenberg: Weißstorch, Rotmilan, Sperber, Star u.a.m. am 11./12.08.2022 (H. Knüwer)

Nach Abschluss der Brutzeit sind jetzt viele Jungvögel unterwegs. Manche von ihnen haben bereits ihren Geburtsort verlassen und erkunden die große, weite Welt. So sind kaum noch Jungstörche im Umfeld der heimatlichen Nester zu sehen. Hingegen harren die Elternvögel hier und da noch aus (Hemmerder Wiesen und Kiebitzwiese je 2 ad. am 11.08.) und gehen auf nahegelegenen Flächen der Nahrungssuche nach. Aber auch die Altvögel werden uns bald verlassen. Auch der Sperbernachwuchs ist bereits unterwegs. Die beiden Jungsperber aus den Hemmerder Wiesen waren am 08.08. schon rund 1,5 km vom Brutplatz entfernt bei Flugspielen zu sehen. Heute suchte ein diesjähriges Sperberweibchen einen Gehölzstreifen am Neimener Bach (Aussichtshügel Kiebitzwiese) nach Beute ab, wobei es von zwei Elstern und einem Grünspecht heftig attackiert wurde. Ähnlich erging es einem (von zwei diesjährigen) Turmfalken, der von zwei aufdringlichen Dohlen gemobbt wurde. Im NSG Kiebitzwiese bestehen die dortigen Starenansammlungen (etwa 100 am 12.08.) ebenfalls überwiegend aus Jungstaren, die sich neben der Nahrungssuche in den Grünlandflächen jetzt auch die reifenden Früchte des Hartriegels einverleiben. Dort heute auch zwei diesjährige Eisvögel, ein diesjähriger Neuntöter und zwei Bekassinen. An der Kleinen Wand in Fröndenberg fanden sich innerhalb kurzer Zeit neun Rotmilane ein als ein Landwirt begann, ein Stoppelfeld zu grubbern; unter ihnen befanden sich fünf diesjährige Jungvögel.

Weißstorch in den HemmerderWiesen am 11.08.22
Weißstorch sucht eine frisch gemähte Wiese in den Hemmerder Wiesen ab und erbeutet u.a. eine wohl junge Feldmaus; 11.08.22. (Foto: H. Knüwer)
Sperberweibchen (diesjährig im NSG Kiebitzwiese am 12.08.22
diesjähriges Sperberweibchen am Aussichtshügel der Kiebitzwiese; 12.08.22 (Foto: H. Knüwer)
Diesjähriger Turmfalke wird von zwei Dohlen gemobbt; 11.08.22.
Diesjähriger Turmfalke wird im NSG Kiebitzwiese von zwei Dohlen gemobbt; 11.08.22. (Foto: H. Knüwer)
junge Stare bei der Ernte von Hartriegelbeeren
junge Stare bei der Ernte von Hartriegelbeeren; 11.08.22 (Foto: H. Knüwer)
diesjähriger Rotmilan am Prozessionsweg in Fröndenberg
diesjähriger Rotmilan am Prozessionsweg in Fröndenberg; 12.08.22 (Foto: H. Knüwer)

Fröndenberg: Silberreiher, Schwarzmilan, Rotmilan, Baumfalke und Weißstorch am 26.07.2022 (H. Knüwer)

In der Kiebitzwiese drehten heute Mittag zwei Jungvögel des dortigen Weißstorchpaares ihre Runden. Wo der dritte Jungvogel abgeblieben ist, war nicht zu ergründen. Später landeten auch beide Elternvögel auf der Nisthilfe und klapperten langanhaltend. Über dem Ostteil des NSG dann noch ein Silberreiher, drei kreisende Schwarzmilane, ein Rotmilan und ein rasant jagender Baumfalke. An der „Großen Wand“ saß am Straßenrand ein Rotmilan (Altvogel) auf einem Hasen, der wohl durch den Autoverkehr umgekommen ist. Für den Kadaver interessierte sich auch ein zweiter Rotmilan (Jungvogel), traute sich aber nicht zu landen.

Junger Weißstorch zieht seine Kreise über der Kiebitzwiese.
diesjähriger Weißstorch vom Brutpaar in der Kiebitzwiese am 26.07.2022 (Foto: H. Knüwer)
Baumfalke über der Kiebitzwiese am 26.07.2022
Baumfalke über der Kiebitzwiese am 26.07.2022 (Foto: H. Knüwer)
Rotmilan an einem toten Hasen am 26.07.2022
Rotmilan auf einem toten Hasen am 26.07.2022 (H. Knüwer)

Unna / Fröndenberg: Weißstorch, Schwarzmilan, Kolkrabe, Rotmilan und Sperber am 13.07./15.07.2022 (H. Knüwer)

In den vergangenen Tagen waren in den Hemmerder Wiesen immer wieder zwei diesjährige Weißstörche zu sehen; so auch heute. Es ist anzunehmen, dass es sich um die Nachkommen des im Nahbereich ansässigen Brutpaares gehandelt hat. Am 13.07. kreisten dann vier Jungstörche über den Hemmerder Wiesen, von denen einer im Gebiet landete, die übrigen zogen nach NO ab. Zu meinem Erstaunen kreisten dann wenig später neun Weißstörche über Steinen, die dann zielgerichtet die Hemmerder Wiesen ansteuerten. Von diesen neun Störchen waren acht diesjährig, was am noch nicht vollständig ausgefärbten Schnabel gut erkennbar war. Offenbar gibt es jetzt schon Zusammenschlüsse junger Störche, bevor es auf den Zug in den Süden geht. Am 13.07. außerdem ein Schwarzmilan über dem Steiner Holz sowie in den Hemmerder Wiesen ein Kolkrabe und ein Rotmilan.

Während der Brutzeit war ein Abschnitt des Weges entlang der Amecke in den Hemmerder Wiesen mit Flatterband wegen einer „störempfindlichen Vogelart“ über mehrere Wochen gesperrt worden. Die Maßnahme diente dem Schutz eines unmittelbar am Weg brütenden Sperberpaares. Eine fortwährende Nutzung des Weges hätte während der Ei-Phase und vor Laubaustrieb unweigerlich zur Aufgabe des Geleges geführt. Da allseits die Absperrung respektiert worden ist, kann jetzt vermeldet werden, dass zwei junge Sperber ausgeflogen sind und jetzt die weite Welt erkunden. Von drei weiteren Sperberpaaren (in Unna u. Fröndenberg) war nur eines ebenfalls erfolgreich mit mindestens 4 Jungvögeln (B. Glüer mdl.).

Wegesperrung in den hemmerder Wiesen zur Brutzeit
Die im April (Foto vom 14.04.22) bis Ende Juni angebrachte Wegesperrung in den Hemmerder Wiesen …
… hat dazu beigetragen, dass eine Sperberbrut erfolgreich verlaufen ist. Im Bild einer der ausgeflogenen Jungvögel am 13.07.22 (Fotos: H. Knüwer)

Unna: Nestbau Amsel am 11.07. / 12.07.2022 (H. Knüwer)

Ein Amselpaar startet gegenwärtig mit einer zweiten, vielleicht auch schon dritten Brut. Gestern wurde Nistmaterial in eine Eibe vor der eigenen Haustür eingetragen. Während das Weibchen „schuftete“ und das Nest baute, saß das Männchen meist abseits und gab allenfalls Warnrufe von sich. Intensive Bauphasen gab es vormittags und am späten Nachmittag bis zum Einbruch der Dunkelheit. Die Menge des eingetragenen Materials lässt darauf schließen, dass der Nestbau in gut einem Tag abgeschlossen war. Zumindest gab es heute am frühen Morgen keine Nestbauaktivitäten mehr. Praktisch minütlich schleppte das Weibchen Nistmaterial heran. Alles was sich formen lässt, war gut genug. Außer trockenen Halmen, Pflanzenfasern, Wurzeln, Moos, gelegentlich vermengt mit frischem Gras, waren auch Textil- und Plastikfetzen darunter. Moos wurde aus dem Rasen gerupft und Moospolster von einem nahen Wellblechdach gesammelt. Überhaupt waren es immer nur kurze Transportwege. Als „Kitt“ diente feuchte Erde und vermodertes Laub, was aus einer Dachrinne geholt worden war.

Amsel mit unterschiedlichen Nistmaterialien
Amselweibchen mit unterschiedlichen Baumaterialien für das zukünftige Nest (Fotos: H. Knüwer)
Plastik- und Stoffreste dienen diesem Amselweibchen als Nistmaterial.
Sogar Stoffreste und Plastikteile wurden verbaut. (Fotos: H. Knüwer)

Kreis Unna/Europa/Afrika/Asien: Bird Migration Atlas, 11.07.2022

Das Institut für Vogelforschung/Vogelwarte Helgoland, Olaf Geiter, hat den für das Institut tätigen Beringerinnen und Beringern die Fertigstellung des neuen Bird Migration Atlas mitgeteilt:

Vor Kurzem ist nach vielen Jahren Planung und Vorbereitung der Eurasian African Bird Migration Atlas fertig gestellt worden. Er ist über das Internet für alle frei zugänglich ( https://www.migrationatlas.org) und bietet interaktive Karten zu den Ortsbewegungen von 300 Vogelarten sowie ergänzende Texte und Statistiken dazu. Der Atlas basiert vor allem auf den in den europäischen Beringungszentralen vorliegenden Beringungs- und Wiederfunddaten aus 120 Jahren Vogelmarkierung. Für etwa 100 Arten werden diese Informationen durch Track-Daten aus der Movebank animal-tracking database ergänzt. Im Gegensatz zu den gedruckten Ringfundatlanten ist geplant, diesen Atlas regelmäßig mit neuen Daten zu aktualisieren.

Ohne die Mitarbeit von Ihnen, den Beringerinnen und Beringern, wäre ein solches Werk nicht denkbar. Wir danken Ihnen und allen anderen Beringerinnen und Beringern der letzten 120 Jahren für ihre unermüdliche und tatkräftige Mitarbeit. So ist ein großes Gemeinschaftswerk entstanden, an dem viele Personen aus vielen Ländern beteiligt waren. Dies ist ein besonderes Beispiel für erfolgreiche Citizen science im internationalen Rahmen.

Die riesige Menge an Informationen in dem Atlas wird zu einem noch besseren Verständnis von Ökologie und Verhalten unserer Vogelarten führen. Dies ist auch für den Naturschutz im nationalen wie internationalen Rahmen wichtig. Dabei wird im Gegensatz zu den bereits vorliegenden nationalen Ringfundatlanten ein Kontinent übergreifender, großer geografischer Raum umfassend abgedeckt. So kann auch die Bedeutung der verschiedenen Flyways besser verstanden werden.

Das Institut für Vogelforschung mit seiner Markierungszentrale hat in Zusammenarbeit mit EURING und anderen Zentralen einen entscheidenden Anteil an der Konzeption und Realisierung dieses Atlasses. Wir freuen uns daher besonders über das Erscheinen dieses Werkes und hoffen, Sie haben auch Freude daran.

Schauen Sie einfach mal in den Atlas. Es ist auch Ihr Werk.

Wir trauern um Reinhard Wohlgemuth

Reinhard Wohlgemuth bei der Untersuchung eines Abendseglers im NSG Bahnwald am 05.03.2022
Am 02.07.2022 verstarb nach langer Krankheit Reinhard Wohlgemuth. Das Foto zeigt Reinhard bei der Kontrolle eines von ihm vor Jahren markierten Abendseglers am 05.03.22 anlässlich einer Winterkastenkontrolle im NSG Bahnwald.

Reinhard Wohlgemuth hat die Bühne des Lebens verlassen. Er hinterlässt eine große Lücke im Natur- und Artenschutz und nicht nur die OAG-Gemeinde verliert mit ihm einen liebenswerten, warmherzigen und insbesondere bescheidenen Menschen.

Mit Leidenschaft und Hingabe hat er sich, gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Irmgard Devrient, Jahrzehnte lang vor allem dem Schutz und der Erforschung von Fledermäusen gewidmet. Als gelernter Dachdecker (seine Zimmermannshose und Zollstock waren sein Markenzeichen) hatte er sich autodidaktisch ein fundamentales Wissen angeeignet, das er zusammen mit Irmgard in zahllosen Exkursionen und bei Besuchen von Kindergärten und Schulen an junge Menschen weitergab. In der Fachwelt galt er, weit über die Grenzen Nordrhein-Westfalens hinaus, als ausgesprochener Fledermausexperte. Eine eigens eingerichtete Wochenstube auf dem Flachdach des Wohnhauses in Holzwickede lieferte durch Reinhard’s akribische Beobachtung immer wieder Erstaunliches und Neues über die Lebensgewohnheiten von Abendseglern. Dazu nahm er schlaflose Nächte in Kauf. Bereits gesundheitlich angeschlagen, stieg er mit 82 Jahren noch immer auf die Leiter, um die von ihm angebrachten Fledermauskästen zu kontrollieren. Reinhard war immer zur Stelle, wenn Hilfe und Rat bei Hausrenovierungen, bei forstlichen Maßnahmen oder der Betreuung von Findlingen gefragt waren.

Aber nicht nur Fledermäuse begeisterten ihn. Untersuchungen an Dohlen und Turmfalken (inkl. Beringung), die Zählung von Saatkrähen, Wasservögeln, die Erfassung von Kormoranbrutpaaren sind nur einige weitere Schwerpunkte seines Wirkens für den Natur- und Artenschutz. In der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft arbeitete er engagiert mit und lieferte u.a. wichtige Beiträge bei der Erarbeitung des Brutvogelatlasses Kreis Unna.

Für all seine Bemühungen wurden er und Irmgard Devrient im Juni 2016 mit dem Bundesverdienstorden durch den damaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck ausgezeichnet. Wir vermissen Dich, Reinhard, als Freund, langjährigen Weggefährten und wahren Naturschützer. Wir werden Dein Wirken stets in Erinnerung behalten.

OAG Kreis Unna

Unna: Neuntöter und Steinkauz am 30.06.2022 (H. Knüwer)

In den Hemmerder Wiesen hat das dortige Neuntöterpaar bereits flügge Jungvögel. Zwei waren heute zu sehen. Möglichweise sind es aber mehr. Recht mühselig gestaltete sich die Ablesung eines beringten Steinkauzes nördlich von Hemmerde. Die kleine Eule genoss die Morgensonne, schaute lange Zeit lediglich hin und her, ohne sich umzudrehen. Die Ringnummer konnte deshalb zunächst nicht erkannt werden. Als dann aber Putzen und Strecken angesagt war, gelang das Ablesen der Ringnummer. Eine Meldung an die Vogelarte Helgoland ist erfolgt. Urplötzlich landete ein Ringeltaubenpaar neben dem Steinkauz. Erst bei der Bildbearbeitung war zu erkennen, dass eine der Tauben die Schale eines offenbar frisch geschlüpften Taubennestlings entsorgen wollte.

Junge Neuntöter in den Hemmerder Wiesen am 30.06.2022.
Flügge Neuntöter in den Hemmerder Wiesen am 30.06.2022 (Foto: H. Knüwer)
Steinkauz beim Putzen und Strecken am 30.06.2022.
Steinkauz bei der Gefiederpflege und Streckübungen am 30.06.2022 (Fotos: H. Knüwer)
Steinkauz schaut nach Ringeltaube im Landeanflug.
Der Steinkauz war von der anfliegenden Taube mit Eischale im Schnabel wohl genauso verdutzt wie der Fotograf. (Foto: H. Knüwer)

Unna / Fröndenberg: Kuckuck, Wachtel, Rohrweihe und Mehlschwalbe am 23./24.06.2022 (H. Knüwer)

Wie am Vortag rief heute erneut eine Wachtel aus einem Weizenfeld am Rande der Hemmerder Wiesen. Gestern dort noch immer ein rufender Kuckuck. Kuckucksrufe waren heute gegen Mittag ebenso im Nahbereich der Ruhr am NSG Kiebitzwiese zu hören (s. dazu auch die Meldung von G. Zosel). Über dem dortigen Beobachtungsgewässser flogen bei Regen ca. 30 Mehlschwalben niedrig über das Wasser. Außerdem hielt sich über und in der Sichlerbucht längere Zeit eine jagende Rohrweihe (mj. W.) auf. Nach einer kurzen Rast auf einer Hecke entschwand sie in westlicher Richtung.

Rohrweihe (W.) in der Kiebitzwiese am 24.06.2022
Rohrweihe (Weibchen) jagend in der Kiebitzwiese am 24.06.2022. (Foto: H. Knüwer)
Rohrweihe (W.) in der Kiebitzwiese am 24.06.2022
Individuen beider Geschlechter können enorme Gefiedervariationen aufweisen. Das heute gesehene Weibchen hat sehr große Unterarmflecken. Diese und auch die Kopfoberseite sind sehr hell und erscheinen hier fast schneeweiß. Andere Vögel weisen öfter eine dunklere und gelbbraune Färbung auf. Die erste und zweite Handschwinge ist bereits vermausert, die dritte noch nicht vollständig erneuert. (Foto: H. Knüwer)
rastende Rohrweihe in der Kiebitzwiese am 24.06.2022
Rohrweihe schüttelt Regen aus dem Gefieder, … (Foto: H. Knüwer)
Rohrweihe verrichtet ihr "Geschäft" in der Luft
… um dann noch eine Runde zu drehen, bevor sie das Gebiet verlässt. Auch Rohrweihen müssen mal „müssen“ dürfen. (Foto: H. Knüwer)

Unna: Kolkrabe, Neuntöter, Kuckuck, Rotmilan u.a. am 16.06.2022 (H. Knüwer) 

In den Hemmerder Wiesen hielten sich heute drei Kuckucke auf (zweimal grau und einmal braun) und vollführten mehrfach wilde Verfolgungsflüge. Außerdem dort u.a. eine Kolkrabenfamilie (zwei Alt- und zwei Jungvögel), ein Neuntöter (m), 14 Kiebitze – darunter auch flügge Jungvögel, ein Rotmilan und mindestens fünf Graureiher. Auch unter diesen befanden sich zwei Jungvögel.

Kuckuck am 16.06.22 in den Hemmerder Wiesen
Rufender Kuckuck der grauen Morphe in den Hemmerder Wiesen am 16.06.2022. Beachte die im Vergleich zum Körper sehr kleinen Füße. Das Hängenlassen der Flügel gehört zum normalen Verhaltensrepertoire. (Foto: H. Knüwer)
Kuckuck in den hemmerderwiesen am 16.06.2022
Dort auch ein Kuckuck der braunen Morphe. Solche braunen Vögel müssen nicht unbedingt Weibchen sein, weil gelegentlich auch braune Männchen vorkommen. (Foto: H. Knüwer)
Neuntöter in den Hemmerder Wiesen am 16.06.2022
Neuntöter nutzt die Heu-Rundballen als Ansitzplatz in den Hemmerder Wiesen am 16.06.2022. (Foto: H. Knüwer)
junger Graureiher in den Hemmerder Wiesen am 16.06.2022
Junger Graureiher, der sich wohl erst wenige Tage vom Geburtsort entfernt hat. Auf dem Kopf sind noch Reste des Dunenkleides zu erkennen. – Hemmerder Wiesen; 16.06.2022 (Foto: H. Knüwer)