Nun hat auch der Frühjahrszug der Kampfläufer in den Hemmerder Wiesen Fahrt aufgenommen. Am frühen Morgen landeten dort drei Männchen zur Zwischenrast.

Nachdem Klaus Matull bereits gestern rastende Kraniche in den Hemmerder Wiesen beobachten konnte, waren auch heute am frühen Morgen erneut Kraniche vor Ort zu sehen, die dort mit großer Wahrscheinlichkeit übernachtet haben. Mindestens 60 (bis 70) standen auf einem gemulchten Maisstoppelacker. Im Gebiet neben den nicht gezählten zahlreichen Wasservögeln auch die für mich erste singende Goldammer. Am Abend flog bei völliger Dunkelheit um 20.15 Uhr ein (wohl kleiner) Kranichtrupp rufend über Lünern hinweg Richtung Nordost.
Schon seit längerer Zeit hält sich (mindestens) eine Wasserralle in den Hemmerder Wiesen auf. Sie machte bislang allerdings nur durch gelegentliches Rufen auf sich aufmerksam. Heute gelang endlich mal eine Sichtbeobachtung, wenn auch nur von der Rückseite. Die Ralle flog vom Amecke-Ufer auf und entschwand in einem Binsenfeld.
An der Großen Wand in Fröndenberg waren heute u.a. beachtliche 61(!) Rostgänse, 8 Saatgänse, 1 Wanderfalke, 2 Sperber und ein großer Trupp Buchfinken (ca. 250-300) zu sehen. Diesem Trupp waren auch einige wenige Bergfinken beigemischt. Zwischen Warmer Löhen und Bahnlinie rasteten etwa 35 Blässgänse auf einem Grasacker.
Erfreulich war am vergangenen Montag (15.01.) die Beobachtung einer Waldohreule, die sich um 17.23 Uhr hausnah, mitten in Lünern, in einem Holunderstrauch niederließ. Nach ein paar Minuten entschwand sie. Am Mittwoch (17.01.) gelang eine weitere Beobachtung. Um 17.30 Uhr flog die Eule an fast selbiger Stelle über die Häuser hinweg. Bislang konnten noch keine Balzrufe oder Balzflüge bemerkt werden.
Ein wunderschönes Turmfalkenmännchen, das sich über Wochen in den Hemmerder Wiesen aufgehalten hatte, ist gestern oder heute Opfer eines Beutegreifers geworden, wenn es denn derselbe Vogel war. Die Rupfung lag in einem mit Sträuchern bestandenen Graben. Ein Mäusebussard flog mit Mühe von dort ab. Er ist aber wohl nicht der Verursacher. Zu denken ist eher an ein Sperberweibchen oder an einen Habicht.
Irmgard Devrient erreichte eine interessante Wiederfundmeldung der Vogelwarte Helgoland. Danach soll ein von Reinhard Wohlgemuth am 17.06.1998 in Ergste nestjung beringter Turmfalke nach mehr als 25 Jahren am 17.11.2023 in Süd-Holland (Rotterdam) abgelesen worden sein. Das Bemerkenswerte daran ist, dass sich aus dem weißlichen Nestling eine Lachmöwe entwickelt haben soll, so die Angabe des Melders aus NL. Das ist kaum zu glauben. Vielmehr ist anzunehmen, dass die Ringnummer nicht richtig erkannt wurde und es deshalb zu dieser ungewöhnlichen „Verwandlung“ kam. Allein die Altersangabe in der Wiederfundmeldung spricht gegen eine korrekte Zuordnung, denn Turmfalken werden äußerst selten älter als 20 Jahre.
Nachdem in der diesjährigen Hauptdurchzugszeit bereits einige Besonderheiten zu verzeichnen waren (mit zeitweise deutlich erkennbarer „Zugumkehr)“, scheinen gegenwärtig noch immer kleinere Kranichtrupps in der Region zu verweilen. So eine Kranichfamilie (mit einem Jungvogel), die sich von mindestens 30.11. bis 05.12. im Raum Hemmerde – Steinen aufgehalten hat (s. Meldungen auf dieser Seite). Ferner waren am 07.12. kurz nach Mittag 20 auf einem Acker landende Kraniche östlich von Bausenhagen zu sehen. Später starteten sie in östliche Richtung. Und heute standen 21 Kraniche ganz nahe am Steiner Holz; darunter drei Jungvögel (Dank an T. Esken für den Hinweis). Beobachtungen von im Dezember rastenden Kranichen gehörten in den zurückliegenden Jahrzehnten eher zu den Seltenheiten. Das scheint sich gegenwärtig zu ändern. Möglicherweise sind derartige Beobachtungen bereits als Überwinterungsversuche zu werten.
Am Morgen noch ein in SW-Richtung ziehender Rotmilan nahe Lünern.
Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt standen drei Kraniche (eine Familie) in Gesellschaft von ca. 70 Gänsen (Grau-, Kanada-, Nilgänse) auf einem Maisstoppelacker im NSG Hemmerder Wiesen. Auf dem Eis der teils zugefrorenen und maximal gefüllten Flutmulde tummelten sich mind. 12 Bachstelzen und am Rand etwa 50 Stare. Eine einsame Feldlerche sowie ein Sperber (W) überflogen das Gebiet. Auffällig war die große Anzahl Fasanen. Von den etwa 40 Vögeln flogen etliche aus den Gehölzen am Stichweg ab, in denen sie wohl die Nacht verbracht hatten.
In der Strickherdicker Feldflur versammelten sich auf einer Wintergetreidesaat etwa 30 Feldlerchen und in einem Zwischenfruchtfeld etwa 15 Wiesenpieper. Um 11.15 Uhr ein nach SW ziehender Trupp Kraniche (48). Im Gebiet mind. fünf Mäusebussarde und zwei Turmfalken. Ein Schwarm Buchfinken (ca. 50) suchte Sämereien auf einem Blühstreifen. Bemerkenswert war, dass mehrheitlich Männchen in diesem Schwarm vertreten waren (Verhältnis etwa 5 : 1).
Im Windpark Ostbüren ein männliches Schwarzkehlchen im Bereich des diesjährigen Brutplatzes.
Nach Auflösung des morgendlichen Nebels starteten zunächst ca. 25 Kraniche, die die Nacht in den Hemmerder Wiesen verbracht hatten. Nach und nach folgten dann immer wieder kleinere Trupps aus einem Rastbestand westlich der Hemmerder Wiesen wie auch südlich des Steiner Holzes. Alle schlugen südliche oder südwestliche Richtung ein und eröffneten etwa gegen 8.30/9.30 Uhr das heutige Zuggeschehen. Während eines Besuches der Strickherdicker Feldflur um die Mittagszeit rollte auf breiter Front eine regelrechte Zugwelle über die Anhöhe hinweg. In der Zeit von 11.15 bis 13.30 Uhr waren insgesamt 27 zeitlich hintereinander gestaffelte Trupps zu sehen mit insgesamt 3900 Kranichen. Anschließend ebbte der Zug deutlich ab. Es ist deshalb anzunehmen, dass diese Vögel eher aus der Diepholzer Moorniederung kamen, denn von dort treffen die Vögel bei schwachem Gegenwind gewöhnlich erst gegen Mittag bei uns ein.
In der Feldflur waren außerdem zu sehen: ein Wanderfalke, ein Sperber, ca. 50 rastende Wiesenpieper, ca. 30 rastende Feldlerchen und ca. 10 Rotdrosseln.
Heute war intensiver Kranichzug festzustellen. Zwischen 9.50 Uhr und 10.20 Uhr, also innerhalb nur einer halben Stunde, flogen – ein Trupp nach dem anderen – insgesamt grob überschlagen 3.500-4.000 Kraniche in südwestlicher Richtung über Lünern hinweg. Sie müssen wohl alle fast zeitgleich am Morgen von ihrem Rastplatz (Diepholzer Moorniederung?) gestartet sein. Dort hielten sich am letzten Wochenende mehr als 68.000 Kraniche auf (https://bund-dhm.de/kraniche/).
Am Nachmittag näherten sich 11 Kraniche aus südlicher Richtung den Hemmerder Wiesen, drehten zwei Runden, konnten sich aber nicht zur Rast entschließen und zogen in Nordost-Richtung (!) ab. Im Gebiet auch ein Rotmilan (diesjährig), ein Habicht (mehrj. Männchen), ein Sperber (mehrj. Weibchen) sowie eine vom Boden startende Kornweihe (mehrj. Männchen). Erfreulich war zudem die Beobachtung einer 7er Rebhuhnkette im Hemmerder Ostfeld. Ob es sich um eine Teilgruppe der von Bernhard Glüer (am 06.11.) gemeldeten 14er-Kette oder um eine zweite Rebhuhnfamilie handelt, ließ sich (zumindest heute) nicht klären.
Die mit gelbem Halsring versehene Graugans „D684“, die im Juni 2021 in Bissendorf (Niedersachsen) markiert worden ist, konnte heute erneut in den Hemmerder Wiesen abgelesen werden. Weitere Ablesungen aus diesem Jahr belegen, dass diese Gans zwischen den Hemmerder Wiesen, Hamm und der Lippeaue in Werne pendelt.
Wie auch in den vergangenen Tagen halten sich gegenwärtig große Trupps Wacholderdrosseln in den Hemmerder Wiesen auf. Geschätzt dürften es bis zu 500 Vögel sein. Darunter befinden sich auch etliche Rotdrosseln. Zusätzlich halten sich große Ringeltaubenschwärme im NSG und seinem Umfeld auf (gelegentlich bis zu etwa 800-1000). Bei diesem Beuteangebot verwundert es nicht, dass sich gleich mehrere Beutegreifer einstellen. Heute waren es ein Wanderfalke, drei Sperber und zwei Habichte (diesj. W, mehrj. M.). Außerdem zogen noch sieben Rotmilane in SW-Richtung.
Gestern dort auch noch 15 ziehende Heidelerchen, heute waren es etwa 20 und fünf Feldsperlinge.
Heute überquerten (die für mich ersten) ca. 40 Blässgänse die Hemmerder Wiesen, später waren es 25, die die Kiebitzwiese kreuzten. Merkwürdigerweise flogen beide Trupps nach Osten! Nach einiger Zeit landeten vier weitere Blässgänse in der Kiebitzwiese. Dort außerdem u.a. eine rufende Wasserralle, eine Krickente, zwei Eisvögel und eine Gebirgsstelze.
Während der heutigen Zugvogelbeobachtung in der Strickherdicker Feldflur tauchte gegen Mittag eine hoch am Himmel fliegende Sumpfohreule auf. Vermutlich handelte es sich um denselben Vogel, der von Björn Nikula und Bernhard Glüer bereits am 9.10. an selbiger Stelle gesehen worden war. Sie flog etwa zehn Minuten lang über eine Kuppe und interessierte sich offenbar für einen Grünstreifen, schraubte sich anschließend so hoch, dass sie kaum noch zu erkennen war, und entschwand in südlicher Richtung. Wenn es denn die zuvor schon gesehene Sumpfohreule gewesen sein sollte, dann hat sie sich bereits seit mindestens sechs Tagen im Gebiet aufgehalten. Dies unterstreicht einmal mehr die Bedeutung dieser Feldflur auch für durchziehende und rastende Vogelarten innerhalb des Vogelschutzgebietes Hellwegbörde, soweit es den Kreis Unna betrifft. Die letzte auf dieser Seite gemeldete Beobachtung einer Sumpfohreule liegt schon einige Jahre zurück. Rüdiger Sandfort sah eine am 18.03.2019 im Hemmerder Ostfeld (https://www.oagkreisunna.de/2019/03/18/unna-sumpfohreule-am-18-03-2019-ruediger-sandfort/). Auch diese Feldflur ist Bestandteil des Vogelschutzgebietes.
Dass Sperberweibchen in der Lage sind, gelegentlich auch mal eine Ringeltaube zu erbeuten, ist nichts Ungewöhnliches. Dass sie aber in der Lage sind, diese schwere Beute auch fliegend zu transportieren, erstaunt doch sehr. Heute sah ich in Lünern ein adultes Sperberweibchen, das mit fast gleich großer Beute das Wohnhaus im leichten Steigflug überquerte. Anschließend saß es dann mit der Beute auf einer Rasenfläche auf der gegenüberliegenden Hausseite. Leider wurde der Vogel durch Passanten aufgeschreckt und kam auch nicht mehr zurück. Die bis auf ein paar Federn unversehrte Ringeltaube brachte 610 g auf die Waage. Zu dieser Jahreszeit sind Ringeltauben mit den angefressenen Fettreserven am schwersten. Geht man mal von einem Durchschnittsgewicht von 270 g für ein Sperberweibchen aus, dann hat dieses Sperberweibchen mehr als das Doppelte des eigenen Körpergewichtes transportiert.