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Fröndenberg/Unna: Nachtfalterexkursionen im Oktober u. November im Rahmen der Insektenkartierung im Hemmerder Schelk. Meldung vom 18.11.2022 (Bernhard Glüer, Harald Maas, Fabian Zosel u. Gregor Zosel)

Zur Erfassung der Nachtfalter des „Herbstes und Winters“ haben wir mehrere Exkursionen ins Hemmerder Schelk ab Sonnenuntergang gestartet. Hilfreich war sicherlich wieder bei einigen Arten der Einsatz eines „angerührten“ Lockmittels. Viele Schmetterlinge werden von der zuckerhaltigen Flüssigkeit magisch angezogen. Ab Anfang Oktober bis Mitte November konnten wir so bei teilweise frühlingshaften Temperaturen u.a. auch die Kopula des Kleinen Frostspanners in Augenhöhe beobachten. Alle entdeckten Nachtfalter konnten wieder mit Fotos dokumentiert werden! Nebenbei waren natürlich auch andere nachtaktive Kleintiere wie Käfer, Heuschrecken, Wanzen, Zikaden, Spinnen, Gliederfüsser oder Schnecken zu beobachten. Hier aber nun eine kleine Foto-Auswahl der Nachtfalter-Entdeckungen unserer Wanderungen in der Dunkelheit:

Nachtfalter
Bild 1 (Foto: Harald Maas am 12.11.22): Der Kleine Frostspanner (Operophtera brumata) zeigt einen ausgeprägten Sexualdimorphismus, d.h. Männchen und Weibchen sehen total unterschiedlich aus. Die Falter schlüpfen im Herbst, oft erst nach dem ersten Frost, aus den Puppen. Die Männchen schwärmen in der Dämmerung und nachts in Wäldern, Obstplantagen und Parks. Die flugunfähigen Weibchen klettern mit ihren sechs kräftigen Beinen vom Boden aus die Stämme der Wirtsbäume hinauf, wo die Paarung erfolgt. Bild 2 (Foto: Gregor Zosel am 12.11.22): Der Buchen-Frostspanner (Operophtera fagata) ist oft kaum sicher von dem Kleinen Frostspanner zu unterscheiden. Er ist meist etwas größer, heller gefärbt und in seinem Vorkommen mehr auf (Buchen-)Wälder spezialisiert. Zur sicheren Bestimmung ist aber eine Genitalbestimmung notwendig. Alle Zeichen sprechen aber bei diesem Falter für einen Buchen-Frostspanner.
Nachtfalter
Bild 1 (Foto: Harald Maas am 08.10.22): Die Pyramideneule (Amphipyra pyramidea) lebt in Laubwäldern und angrenzenden Gebüschen, Streuobstwiesen etc. Man findet sie von Juli bis Oktober. Bild 2 (Foto: Gregor Zosel am 08.10.22): Die Bleich-Gelbeule (Xanthia icteritia) lebt dort, wo auch ihre Haupt-Futterpflanze, die Sal-Weide, wächst.
Nachtfalter
Bild 1 (Foto: Gregor Zosel am 12.10.22): Die Gebüsch-Wintereule (Conistra ligula)  fliegt im Herbst, überwintert als Falter und wird deshalb zu den sogenannten „Wintereulen“ gezählt. Die Bestände der Art sind in der Bundesrepublik rückläufig. Bild 2 (Foto: Gregor Zosel am 19.10.22): Die Weißpunkt-Graseule (Mythimna albipuncta) bildet zwei bis drei sich überlappende Generationen im Jahr.
Nachtfalter
Bild 1 (Foto. Gregor Zosel am 19.10.22): Apfelblattskelletiermotte (choreutis pariana): Die Raupen leben in einem Gespinst an den Blättern von Futterpflanzen wie Zierapfel, Weide, Esche, Kirsche, Weißdorn, Rose oder anderen Arten. Die Falter bilden in Westeuropa 2 Generationen pro Jahr. Bild 2 (Foto: Gregor Zosel): Den Wander-Fettzünsler (Udea ferrugalis) findet man ganzjährig (Hauptflugzeit im Herbst) in verschiedenen Lebensräumen.  Die Raupen entwickeln sich polyphag (Tiere mit einem breiten Nahrungsspektrum) an einer Vielzahl von Pflanzen (Wasserdost, Natternkopf, Gagelstrauch, Ziest u.a.). Die Raupen leben in einem lockeren Gespinst an den Blattunterseiten der Futterpflanzen.
Nachtfalter
Bild 1 (Foto: Harald Maas am 19.10.22): Die Puppen des Gehölzflur-Herbstspanners (Epirrita dilutata) findet man in einem leichtem Gespinst knapp unter der Erdoberfläche. Bild 2 (Foto: Harald Maas am 19.10.22). Die Raupen der Ypsiloneule (Agrotis ipsilon) graben sich in den Boden ein, um an die Wurzeln der Pflanzen zu kommen. Sie ernähren sich von den Wurzeln von Wildgräsern, aber auch von Nutzpflanzen wie Kohl, verschiedene Gemüsearten oder Zuckerrüben. Jedes Jahr fliegen die Ypsiloneulen in meist großer Zahl von den Mediterrangebieten über die Alpen nach Mitteleuropa ein.
Nachtfalter
Bild 1 (Foto: Gregor Zosel am 8.10.22): Die Gelbbraune Herbsteule (Agrochola macilenta) bildet nur eine Generation pro Jahr, deren Falter von Ende August bis Anfang Dezember fliegen. Bild 2 (Foto: Gregor Zosel am 8.10.22): Die Rötlichgelbe Herbsteule (Sunira circellaris) wird auch Ulmen-Herbsteule genannt. Aufgrund der oftmals rötlich braunen Farbe der Falter und deren Form in der Ruhestellung wird die Art im englischen Sprachgebrauch als The Brick (Ziegelstein) bezeichnet.
Nachtfalter
Bild 1 (Foto: Fabian Zosel am 23.10.22): Die Heidelbeer-Wintereule (Conistra vaccinii) überwintert als Falter und wird deshalb zu den sogenannten „Wintereulen“ gezählt. Sie ist eine anspruchslose Art, die in nahezu jedem halbwegs naturnahem Biotop zu finden ist, auch im Siedlungsbereich. Bild 2 (Foto: Fabian Zosel am 22.10.22): Die Rötliche Herbsteule (Agrochola helvola) bewohnt Lichte Wälder, Waldränder, Gebüsch- und Ufersäume, Parks, teils auch naturnahen Gärten.
Nachtfalter
Bild 1 (Foto: Harald Maas am 08.10.22): Die Lichtholz-Spinnerwickler (acleris sparsana) erscheinen im Sommer, überwintern und fliegen noch bis Mai des folgenden Jahres. Bild 2 (Foto: Harald Maa sam 12.11.22): Die Schwarzgefleckte Wintereule auch Feldholz-Wintereule (Conistra rubiginosa) fliegt bereits im Herbst, überwintert als Falter und dann wieder ab Februar/März. Sie wird deshalb zu den sog. „Wintereulen“ gezählt. Zu finden in Laubwäldern, Mischwäldern, Feldgehölzsäumen, Parks und Gärten.
Nachtfalter
Bild 1 (Foto: Gregor Zosel am 9.10.22): Die Rotkopf-Wintereule (Conistra erythrocephala) ist in Nordrhein-Westfalen als „stark gefährdet (Kategorie 2) eingestuft. Bild 2 (Foto: Gregor Zosel am 8.10.22): Die Satellit-Wintereule (Eupsilia transversa) ist auf die Aufnahme von Nahrung angewiesen. Im Herbst sucht sie spätblühende Pflanzen auf, saugt aber auch Baumsäfte. Sie findet man auch an gärendes Obst oder an Ausscheidungen von Blattläusen. Diese Art lässt sich deshalb auch gut „ködern“.
Nachtfalter
Bild 1 (Foto: Gregor Zosel am 19.10.22): Der Mondfleckige Blütenspanner (Eupithecia centaureata) ist  weit verbreitet in den verschiedensten Biotopen des Offenlandes. Der namengebende halbmondförmige Fleck auf den Vorderflügeln war namensgebend bei diesem Nachtfalter. Die Raupe des Falters entdeckten wir auf einer Schafgarbe am Wegesrand. Bild 2 (Foto: Gregor Zosel am 19.10.22): Die Weißdorneule (Allophyes oxyacanthae) ist eine typische Herbstart und lebt in verschieden, mehr oder weniger stark bewaldeten oder mit Bäumen und Sträuchern bewachsenen Lebensräumen, ist aber hauptsächlich an Waldrändern und Lichtungen zu finden.