Gesehen - Gehört

Unna/Fröndenberg/Soest: Grauschnäpper (Zugstau?), Baumpieper, Waldlaubsänger, Waldbaumläufer-Brut, Trauerschnäpper, Wespenbussard, Schwarzspecht; erste Nachtexkursion mit ZWERGOHREULE, Waldohreule, Waldkäuzen und Schleiereule am 28.-29.05.2021 (Marvin Lebéus & Stefan Helmer)

Ein größerer Spaziergang durch das Hemmerder Schelk am Freitag bestätigte nochmals den Eindruck, dass derweil viele Grauschnäpper anzutreffen sind. Offensichtlich hat sich durch die vergangen letzten, sehr windigen und regenreichen Tage ein Zugstau dieser Art gebildet. Hier im Gebiet immerhin >11 Ex. (4 Paare, 3 Einzelvögel). Stefan berichtet mir -passend dazu- dieser Tage von 6 Ex. aus dem Schwerter Elsebachtal. Außerdem hier im Schelk noch erwähnenswert: weiterhin 2 Waldlaubsänger und 1 sing. Trauerschnäpper, 1 Baumpieper, 1 Kleinspecht, 1 Schwarzspecht, 2 Misteldrosseln die einem Sperber hinterherhassen und das Ergebnis einer (eben hier!) erfolgreichen Waldbaumläufer-Brut (Altvogel füttert flüggen Jungvogel).

Im benachbarten Waldstück, trotz mehrmaliger Nachsuche, keine Pirole mehr anzutreffen. Dafür hier weitere 2 Grauschnäpper, 1 Hausrotschwanz, 1 Neuntöter (w) und 1 Gelbspötter.

In den Hemmerder Wiesen folgt dann ein weiterer, der 14., und damit letzte Grauschnäpper für diesen Tag. Außerdem hier im NSG: 16 Kiebitze (darunter 2 junge Pullis), >9 Sumpfrohrsänger, 4 Gelbspötter, 4 Nachtigallen, >2 Neuntöter (nur rufend), 1 Feldschwirl, 3 nach NW ziehende Weisswangengänse, und 1 Kuckuck der wohl nicht derselbe ist den ich zuvor im Hemmerder Ostfeld gehört habe.

Am Abend verlief die erste Nachtexkursion enttäuschend, allerdings nur was die Zielarten Wachtelkönig und Wachtel angeht. Hier konnten in der Nacht leider keine Rufer ausgemacht werden. Gleiches gilt auch für F. Prünte, der synchron dazu im Kreis Unna das Vogelschutzgebiet Hellwegbörde abgedeckt hat. Stefan und ich konzentrieren uns auf die Flächen nördlich und südlich des VSG, somit decken wir gemeinsam den wohl größtmöglichen Bereich für den Kreis Unna ab. Nebenher konnten wir südlich der A44 folgende Beobachtungen machen: 3 Waldkäuze (2 singende Männchen, 1 Weibchen), mind. 1 bettelrufende Waldohreule, 1 umherfliegende und dabei „kreischende“ Schleiereule, lediglich 2 Sumpfrohrsänger und am Hammer Wasserwerk 1 rufender Flussuferläufer.

Angekommen an unserem 10. Stopp für diese Nacht, nördlich Hemmerde Steinen (noch im Kreis Unna!), mussten wir die Kartierung unerwartet unterbrechen. Als wir entfernt (aus dem Kreis Soest) einen leisen, uns aus Ungarn bekannten Ruf wahrnehmen konnten, war klar, dass wir uns nun diesem Vogel widmen würden. Die folgenden Stunden versuchten wir den Ruf genauer zu lokalisieren. Eine nachträgliche Messung ergab, dass der Vogel 1500m entfernt zu unserem Standort rief. Um auszuschließen, dass es sich hierbei nicht um die ähnlich rufende Geburtshelferkörte handelte, ist eine sichere Bestimmung unbedingt erforderlich. Noch vor dem Morgengrauen waren wir uns beide sicher, es handelt sich definitiv um eine Zwergohreule. Ersten Recherchen zufolge ist dies wohl der 17. Nachweis für das Land NRW und der 2. für den Kreis Soest (1992 bei Bad Westerkotten). Diese aus dem Mittelmeerraum stammende Eule, tritt nur selten nördlich ihrer regelmäßigen Brutvorkommen auf. Eine Zunahme der Art in Deutschland könnte, laut der deutschen Seltenheitskomission andeuten, dass es sich um einen Gewinner des Klimawandels handelt.

Grauschnäpper-Pärchen bei Dreihausen, am 28.05.2021 Foto: Marvin Lebéus
Dieser Tage deutlich häufiger anzutreffen, am 28.05.2021 Foto: Marvin Lebéus
Nur durch Zufall entdecke ich diesen stummen Einzelvogel direkt über mir, wie viele bleiben wohl unentdeckt? Am 28.05.2021 Foto: Marvin Lebéus
Unweit entfernt, ein sicherndes Reh, am 28.05.2021 Foto: Marvin Lebéus
Weiblicher Neuntöter in stimmungsvoller Kulisse, am 28.05.2021 Foto: Marvin Lebéus
Rufender Schwarzspecht, am 28.05.2021 Foto: Marvin Lebéus
Gleich mehrmals macht dieses Weibchen akustisch auf sich oder ein Revier (?) aufmerksam, am 28.05.2021 Foto: Marvin Lebéus
Etwas unerwartet landet dieses Wespenbussard-Weibchen in der Nähe und kundschaftet scheinbar die Lage aus, am 28.05.2021 Foto: Marvin Lebéus
Der Waldbaumläufer hat erfolgreich im Schelk gebrütet, am 28.05.2021 Foto: Marvin Lebéus
Überfliegende Weisswangengänse in den Hemmerder Wiesen, eine Art die wohl eher seltener bei uns im Binnenland auftritt, am 28.05.2021 Foto: Marvin Lebéus
Das Tageshighlight war diese Zwergohreule, hier lugt sie gerade aus einer alten Spechthöhle heraus, am 28.05.2021 Foto: Marvin Lebéus
Mit gerade einmal 83g wiegt dieser Winzling weniger als eine Tafel Schokolade, am 29.05.2021 Foto: Marvin Lebéus
Und dennoch hört man den monoton -die ganze Nacht durchgehend vorgetragenen Gesang- noch kilometerweit bei günstigen Bedingungen, am 29.05.2021 Tonaufnahme: Stefan Helmer