Gesehen - Gehört

Iserlohn: Erster Brutnachweis für Seidensänger im Märkischen Kreis, April-Juli 2025, 30.07.2025 (Andre Matull)

Dieses Jahr gab es im benachbarten Märkischen Kreis den ersten Brutnachweis für Seidensänger. Grundsätzlich war bzw. ist dieser in Europa ein Brutvogel des Mittelmeerraumes, welcher schwerpunktmäßig in der Nähe von Gewässern vorkommt. Der Seidensänger gehört generell zu den Teilziehern; in Südeuropa meist Standvogel, in östlichen Populationen Zugvogel mit Überwinterung in Südasien und Nordostafrika. Im 20. Jahrhundert hat sich jedoch diese Art in mehreren Phasen nach Norden bis nach Großbritannien (1961) und Irland (2013) ausgebreitet. Die Populationsentwicklung ist stets wetterabhängig. Die kalten Winter der 70er und 80er Jahre führten zu einem Einbruch der Brutarealerweiterung im Mittelmeerraum. Seit 2015 hat die Ausbreitung des Seidensängers stark zugenommen. Diese Ausbreitungswelle in NRW hängt mit der starken Zunahme der Niederländischen Population zusammen, wo der Seidensänger nahezu flächendeckend vorzufinden ist. Erst 2006 hatte sich eben jener im Süden der Niederlande wieder angesiedelt. (Quellenangabe: www.avi-fauna.info) Falko Prünte hatte —-> hier im Juni diesen Jahres bereits auf die allgemeine Lage des Seidensängers im Kreis Unna aus der Vergangenheit und der Gegenwart hingewiesen. Dabei ist offiziell bis zum jetzigen Zeitpunkt aus den diesjährigen Beobachtungen zwar noch kein Brutnachweis bekannt, allerdings ist dieses auch durch die Lebensweise dieser Art alles andere als einfach nachzuweisen und deshalb trotzdem selbstverständlich möglich.

Daraus resultierend wird nachfolgend alternativ an dieser Stelle über den Verlauf von der Erstbeobachtung des Seidensängers im benachbarten Märkischen Kreis bis hin zum ersten Brutnachweis ebenda aus diesem Jahr berichtet.

Ab der Erstbeobachtung in Iserlohn für den Märkischen Kreis am 26.04.2025 wurde das Revier flexibel mindestens einmal wöchentlich regelmäßig immer in den frühen Morgenstunden aufgesucht.

Am 26.04.2025 erfolgte in Iserlohn die Erstbeobachtung eines Seidensängers
im Märkischen Kreis. (Foto: Andre Matull)


Der Gesang sowie einige weitere Lautäußerungen wurden mit dem Smartphone als Tonaufnahme aufgenommen. Gewohnheiten und Aktivitäten wurden u.a. mit dem Fernglas kennengelernt und beobachtet. Darüber hinaus ergab sich zwischenzeitig vereinzelnd die Möglichkeit den Vogel mit Kamera und Teleobjektiv zu fotografieren, was sich aufgrund der quirligen und agilen arttypischen Verhaltensweise in der verwachsenen Ufervegetation als große Herausforderung beschreiben lässt. Durch die Lage am Gewässer mit einen stark frequentierten Weg musste viel Zeit und Geduld investiert werden, da ein Standortwechsel an einen ruhigeren Standort zur Beobachtung aufgrund der örtlichen Gegebenheiten nicht möglich gewesen ist. Das Revier verläuft entlang am Ufergewässer, welches u.a. mit Schilf, Binsen,Weiden, Erlen, Brombeeren sowie Brennnesseln verwachsen ist. Das Nest selbst befand sich hingegen nicht unmittelbar am Wasser. (Anmerkung: Genau so wird es auch in dem Buch „Methodenstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands“ in der 1.überarbeiteten Auflage beschrieben )

Nach der Erstbeobachtung am 26.04.25 war ein exakt zu lokalisierender Wiederfund aufgrund des laut und explosiv vorgetragenen Gesangs niemals schwierig, wenngleich sich dieses stets zügig ändern konnte. Der Gesang wurde in den morgendlichen Beobachtungszeitraum anfangs flexibel in Abständen von wenigen Minuten entlang einer Ufervegetation in einer Länge von 300 Metern vorgetragen und konzentrierte sich innerhalb der nächsten Wochen in den östlichen Teil.

Der peitschend und kraftvolle Gesang des Seidensängers ist meist schon aus größere Distanzen zu vernehmen. 02.06.2025 (Foto: Andre Matull)
Seidensänger Gesang vom 02.06.2025. (Tonaufnahme: Andre Matull)
Aufrecht stehend erreicht der explosiv vorgetragene Gesang eine besondere Intensität. 26.04.2025 (Foto: Andre Matull)
Regelmäßig werden alle Aktivitäten im Revier auch kurz in exponierter Lage beobachtet. 20.06.2025 (Foto: Andre Matull)

Auch wenn ab spätestens Anfang Mai sich die subjektive Wahrnehmung intensivierte, dass ein zweiter Seidensänger zugegen sein könnte (Mitbeobachter Andreas Hünting), blieb dieses Gefühl mit Restzweifeln behaftet. Am 07.05.2025 wurden erstmalig zweifelsfrei zwei Seidensänger im beschriebenen Revier durch Andreas Welzel, Bernhard Koch und Heinrich König beobachtet. In den nächsten Wochen verhielt sich zumindest ein Seidensänger sehr heimlich, während ein weiterer gewohnt das Revier lautstark und energisch mit seinem Gesang absteckte.

Spätestens im Mai konnten regelmäßig Verfolgungsflüge in der Deckung zwischen zwei Seidensängern beobachtet werden. 24.05.2025 (Foto: Andre Matull)
Dabei zeigt sich dieser sehr lebhaft, zuckt mit Flügeln und häufig gestelztem Schwanz. (Ähnlich Zaunkönig) 10.05.2025 (Foto: Andre Matull)

Am 13.06.25 konnten bei einer umherstreifenden Katze erstmalig intensive Warnlaute vernommen werden. Ein Seidensänger verfolgte diese in exponierter Lage.

In Drohhaltung erzürnt und intensiv warnend wird die Katze so gar nicht arttypisch optisch und akustisch auf dem Zaunpfahl verfolgt. 20.06.2025 (Foto: Andre Matull)
Intensive Warnlaute des Seidensängers bei herumstreifender Katze am 20.06.2025. (Tonaufnahme: Andre Matull)
Nach dem Abzug der drohenden Gefahr vermittelt der Seidensänger hier fast schon einen zufriedenen und entspannten Eindruck. Eine derart ruhige und offene Beobachtung hat bei dieser Art einen echten Seltenheitswert. 20.06.2025 (Foto: Andre Matull)

Am 23.6.2025 wurde mindestens ein Altvogel Nistmaterial tragend beobachtet. Die Artbestimmung ließ aufgrund einer guten Sicht keinen Zweifel aufkommen. Wie über verschiedene Quellen beschrieben wird, beteiligte sich der männliche Vogel beim Nestbau nicht, bei der späteren Jungenaufzucht sporadisch. Zeitgleich zum Nestbau konnte stets der Gesang oder Warnrufe aus der näheren Umgebung vernommen werden während das Weibchen das Nest baut. Auch aufgeregt klingende Lautäußerungen konnten dabei entdeckt werden.

Seidensänger wartet in der Deckung während das Weibchen Nistmaterial verbaut.
23.06.2025 (Foto: Andre Matull)
Dabei wird immer die gesamte Umgebung kritisch beobachtet. Sobald das Weibchen zurückkehrt werden oft folgende Lautäußerungen vorgetragen. 23.06.2025 (Foto: Andre Matull)
Lautäußerungen vom Seidensänger nachdem das Weibchen vom Nestausbau zurückkehrt. 23.06.2025 (Tonaufnahme: Andre Matull)

Spätestens ab dem 28.06.25 konnte während des Gesangs vom Männchen regelmäßig eine akustische Reaktion darauf aus dem exakten Ort des Nests verhört werden, so dass eine Brut als sehr wahrscheinlich galt. Am 14.07.25 wurden als eindeutiger Brutnachweis intensive Anflüge zum Brutplatz mit Futter durch mindestens einen Altvogel beobachtet. Darüber hinaus wurde am 18.07.25 ein Futter tragender Seidensänger belegtechnisch fotografiert. Dieser wurde bei dem Abflug aus dem Nest stets mit der Entsorgung des Kotsacks gesichtet.

Am 18.7.2025 erfolgte der Brutnachweis auch belegtechnisch mit Fotos durch einen Futter tragenden Altvogel. (Fotos: Andre Matull)
Nachdem der Nachwuchs zwischen dem 26. und 27.07.2025 flügge geworden sein muss, gelang am 28.07.2025 diese Beobachtung des Seidensängers wie er in „Teichrohrsänger-Pose“ nach Nahrung sucht. Möglicherweise warteten mindestens 2 bettelnde Jungvögel in der Deckung. (Foto: Andre Matull)

Als Fazit bleibt festzuhalten, dass wir in den nächsten Jahren noch häufigere Beobachtungen des Seidensängers zu erwarten haben. Man beachte dazu —> hier den aktuellen Feedback-Bericht des DDA für die ADEBAR 2 Kartierungen 2025 , in denen auf Seite 4 speziell auch auf den Seidensänger eingegangen wird, bei dem die Beobachtungsmeldungen 2025 „durch die Decke“ gegangen sind.